Preisentwicklung von Baumaterialien, Rohstoffen, Zubehör
und Logistik
Sehr geehrte Damen und
Herren,
in den vergangen
Jahren haben wir Sie zuverlässig und vorausschauend über die aktuelle
Situation und die Entwicklungen an den Rohstoffmärkten, bei dem Zubehör,
in dem Logistikbereich sowie bei den Personalkosten informiert. Gerne
setzen wir dies hiermit fort, damit Sie weiterhin gut informiert sind
und absehbare Kosten- und Preisveränderungen in Ihre Planung einbeziehen können. Wesentlich dafür ist ein gemeinsames
Verständnis unserer Herausforderungen als Partner und Kunde im Bauwesen, das wir damit
ausbauen möchten.
In die einzelnen
Themen einsteigen möchten wir mit einer für den Moment positiven
Nachricht: Die Geschwindigkeit und die damit verbundene Brisanz der
Preissteigerungen bei den Rohstoffen hat sich in einigen Bereichen im
Vergleich zu den letzten beiden Jahren verlangsamt. Nachfragebedingt
haben wir vor und während der Wintermonate einzelne, temporäre
Preisreduktionen feststellen können.
Trotz dieser punktuell
positiven Signale gilt insgesamt aber weiterhin: Die Kosten bleiben auf
einem hohen Niveau und werden unterjährig mit zunehmender Nachfrage
weiter ansteigen, was sich in den ersten Monaten am Beispiel von Styrol
sehr deutlich zeigt (siehe 2. Dämmstoffe).
Für alle hier
getroffenen Aussagen gilt: Wir werden immer versuchen, mit Ihnen diese
Herausforderungen partnerschaftlich zu lösen und erwarten, dass alle am
Bau Beteiligten diese Kostensteigerungen verstehen und frühzeitig in ihrer
Planung berücksichtigen.
1. Steigende
Logistikkosten
Fachkräftemangel
& gestiegene Lohnkosten
Die Logistikbranche
ist besonders stark vom Fachkräftemangel geprägt. Bundesweit fehlen
rund 45.000 Fahrer und knapp 30% der Berufskraftfahrer sind über 55
Jahre alt. Das zeigt leider: Die Lage wird sich auf absehbare Zeit
fortsetzen, vielleicht sogar weiter verschlimmern. Die Spediteure müssen,
um die Attraktivität des Berufs Fahrer zu erhöhen, deutlich stärker
als bisher auf Themen wie Familie, Freizeit, etc. Rücksicht nehmen und
diese in ihrer Tourenplanung mit entsprechenden Effizienzverlusten
berücksichtigen. Zudem hat sich das durchschnittliche Bruttogrundgehalt
für Berufskraftfahrer deutlich erhöht. Hinzu kommen Prämien für
unfallfreies Fahren, Treibstoffsparen und andere Posten. Ein Ende der
Entwicklung ist nicht in Sicht. Auch ausländische Spediteure und deren
Fahrer unterliegen bei Beauftragungen in Deutschland unseren inländischen
Tarifen/Mindestlöhnen.
Maut
Seit dem 01.01.2019
gelten auf Bundesautobahnen und Bundesstraßen in Deutschland neue Mautsätze.
Für ein durchschnittliches Fernverkehrsfahrzeug hat die Erhöhung der
Maut um 7,0 Cent eine Steigerung der Frachtkosten um 5,7 % oder knapp
9.000 ê pro Jahr zur Folge. Die Maut gilt für sämtliche Eingangs- und
Ausgangsfrachten, die mit mautpflichtigen LKW gefahren werden. Ein
Ausweichen auf kleinere, nicht mautpflichtige LKW, stellt keine
wirtschaftliche Alternative dar.
Dieselpreis
Der
jahresdurchschnittliche Preis von Diesel ist in den letzten drei Jahren
um 10,4 % gestiegen. Noch drastischer: Der Preisanstieg vom Jahr 2017 zu
2018 war mit +11,4%-Punkten sogar noch höher -innerhalb nur eines
Jahres! Zu sehen ist dies in der unten aufgeführten Grafik. Die Indizes
(Messzahlen) der aktuellen Zeitreihe werden anhand des
jahresdurchschnittlichen Preisstandes des Basisjahres 2015 (Index 2015 =
100) dargestellt.
Rückblickend auf die
Dieselpreise der letzten 10 Jahre war das Jahr 2016 das Jahr mit den
niedrigsten Dieselpreisen. Obwohl sich bereits 2016 relevante
Rahmenparameter sehr negativ auf unsere Kalkulation ausgewirkt haben,
haben wir in diesem Zeitraum unsere Preise stabil gehalten und mit der
direkten Kommunikation an Sie für ein gemeinsames Verständnis für die
künftigen Herausforderungen begonnen.
Infrastruktur I
Staus I Baustellen
Der ADAC hat in
2018
einen neuen Staurekord gemeldet. Im vergangenen Jahr wurden rund 745.000 Staus auf deutschen Autobahnen
gemeldet- das sind rund 2.000 Staus am Tag. Als Grund für die Zunahme
der Staus führt der ADAC die gestiegene Zahl von Baustellen und die
Zunahme von Kfz-Fahrleistungen an. Mit der Zunahme der Standzeiten durch
Stau werden die Lenkzeiten eingeschränkt, eine effiziente
Transportplanung wird für die Industrie und die Spediteure fast unmöglich,
was unweigerlich zu steigenden Kosten und erschwerenden
Rahmenbedingungen bei der Auslieferung führt. Von einer Entspannung der
Verkehrs- und Stausituation kann im Moment nicht ausgegangen werden.
2. Baumaterialien I
Dämmstoffe
Mineralwolle
Die Verschiebung des
Anteils innerhalb der Dämmstoffe zu Gunsten der Mineralwolle hält an.
Mit der erhöhten Nachfrage auf der einen Seite und den zunehmenden
Kosten der Hersteller insbesondere für Energie, Frachten und Personal
auf der anderen Seite sehen wir uns aktuell und unserer Prognose nach
auch zukünftig weiter mit steigenden Kosten konfrontiert.
EPS
Der Preis für Styrol
zeigt in der mehrjährigen Betrachtung eine wellenförmige und sich
„hochschaukelnde“ Bewegung. In oder kurz vor der nachfrageschwachen
Phase sinkt der Preis, zieht dann aber mit der steigenden Nachfrage
i.d.R. sofort nach. Die Tatsache, dass Styrol- und damit die EPS Preise
monatlich neu festgelegt werden, unterstützt diese dynamische
Preispolitik unserer Vorlieferindustrie. Dieses Bild bestätigt sich
2019 mit den Preisentwicklungen der Monate Februar bis April sowie den
Prognosen für den weiteren Jahresverlauf. Festzuhalten ist, dass es für
die im vierten Quartal 2018 gefallenen Styrol-Preise wegen anderer
Kostentreiber wie insbesondere Frachten und Personal keinen Spielraum für
signifikante und längerfristige Preisabsenkungen gab. Entsprechende Ankündigungen
finden sich u. a. auf branchenspezifischen Informationsquellen.
Die Marktlage für
Styrol als wichtigstem Rohstoff für die EPS Produktion wird im April
als „engbalanciert“ eingestuft Während die Nachfrage saisonbedingt
auf einem normalen Niveau liegt, wird das Angebot bereits jetzt als
gering bewertet. Aufgrund von Angebot und Nachfrage muss von weiteren
monatlich neu festgesetzten Preissteigerungen ausgegangen werden. Für
uns als Ihrem Systempartner stellen die für Sie und Ihre Bauvorhaben
kalkulierbaren Preise in Punkto Dämmstoffe eine immer größere
Herausforderung dar.
Handelswaren
allgemein
Bei den Handelswaren
sind aufgrund steigender Rohstoffpreise und der bereits mehrfach
genannten Kosten für Personal und Logistik Preissteigerungen im Rahmen
von 2,5% bis rund 5,0% in der Spitze eingetreten. Wir rechnen damit,
dass es für 2020 keine signifikante Abschwächung der Nachfrage des
Marktes geben wird, sodass weitere Steigerungen eintreten werden.
3. Rohstoffe für
Baumaterialien I Mörtelprodukte und Zubehör
Bereits im vergangenen
Jahr haben wir Sie für die wichtigsten Rohstoffe und
Verpackungsmaterialien auf eine allgemeine Kosten- und damit auch
Preissteigerung im Markt hingewiesen. Der neue Index des statistischen
Bundesamtes zeigt im Vergleich Dezember 2018 zu Dezember 2017 bei den für
uns relevanten Produkten weitere signifikante Erhöhungen.“ Mehr denn
je entwickeln sich Rohstoffe wie Sand und Kies aufgrund ihrer
Verknappung und der steigenden Nachfrage sowie ihrem hohen Frachtgewicht
zu einem der Kostentreiber.
Eine Ausnahme stellen
die Aluminiumpreise dar, welche in der kurzfristigen Betrachtung zum
Vorjahr eine Preissenkung zeigen. ln der längerfristigen Betrachtung
liegt Aluminium auf einem hohen Preisniveau. Sofern unsere Produkte
Aluminium enthalten, haben wir diese relative Preissenkung anteilig in
unseren Kalkulationen berücksichtigt.
4. Personalkosten
und Tarifabschlüsse
Für die Beschäftigten
der Bergbau-, Chemie-, Energieindustrie haben sich zum 01.10.2018, ergänzend
zu den Einmalzahlungen, die Entgelte um 3,6 Prozent bei einer Laufzeit
von 15 Monaten erhöht. Aufgrund der aktuellen Tarifabschlüsse im öffentlichen
Dienst müssen wir langfristig davon ausgehen, dass sich die lGBCE und
andere Gewerkschaften an diesen Ergebnissen orientieren werden.
5. Kostensteigerung
der Löhnen und Gehälter bei Handwerkern und Nachunternehmern.
Der akute Fachkräftemangel
und die sinkenden Ausbildungszahlen stellen nicht nur für das Handwerk,
sondern auch für uns als lndustriepartner eine große Herausforderung
dar. Gemeinsam mit Ihnen tragen wir Sorge für das Qualitätsniveau, was
sich in unseren zusätzlichen Fortbildungs- und Qualifizierungsangeboten
zeigt, Qualität und Leistung haben ein berechtigtes Preisniveau,
welches sich in der aktuellen und zukünftigen Entwicklung der Gehälter
und damit in der Preisgestaltung ausdrückt. In der oberen Grafik ist
exemplarisch die Lohnentwicklung und die Anzahl der der Lehrlinge im
Maler- und Lackiererhandwerk gegenübergestellt.
Während
die Zahl der Auszubildenden seit dem Jahr 2009 kontinuierlich um ca. 41
% zurückgegangen ist, entwickeln sich die Löhne aufgrund des Fachkräftemangels
für die eigene Belegschaft und die Nachunternehmer deutlich nach oben.
6.
Komplexitätsfaktor am Bau
Neben
den gestiegenen Material-, Lohn- und Logistikkosten spielen im Hinblick
auf die Kostenentwicklungen am Bau die immer anspruchsvoller werdenden
Richtlinien und gesetzlichen Anforderungen eine bedeutende Rolle. Die
Anzahl an relevanten Baunormen hat sich aufgrund der strengeren
politischen Auflagen in den letzten 15 Jahren von ca. 5.000 auf
ca. 35.000 erhöht.“ Klare Worte zu diesem Thema äußerte die damalige Bundesbauministerin Barbara Hendricks gegenüber der
Wirtschaftswoche: „Es gibt zu viele Normen und Vorschriften, die das
Bauen teils unnötig verteuern.
Weiterentwicklungen
und Innovationen im Bereich der Fassade müssen bauordnungsrechtlich mit
einem immer größer werdenden Aufwand nachgewiesen werden. Diese
Richtlinien und gesetzlichen Anforderungen stellen als Komplexitätsfaktor
zusätzliche Kosten für die Industrie und den Handwerker dar.
Sie
können als unser Partner fest darauf bauen, dass wir uns sehr intensiv
mit den Kosten befassen und permanent versuchen, durch Effizienzthemen
und neue Beschaffungswege eine Entlastung für Sie und uns zu erzielen.
Auf
unsere Materialpreise bezogen, gehen wir im Laufe des Jahres von
weiteren anhaltenden Kostensteigerungen aus, deren Höhe wir in Gänze
noch nicht abschätzen können. Um Ihnen die notwendige Planungs- und
Kalkulationssicherheit zu geben, werden wir Sie spätestens im Sommer
nochmals detailliert zu diesem Punkt informieren.
Gleichzeitig
können Sie sich darauf verlassen, dass wir trotz aller
Herausforderungen keine Abstriche an unserer Qualität und unserer
Leistung machen werden.
Stand: 02.01.2020
Bau21
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